Klimaanalyse
Stadtklimaanalyse 2010 Zusammenfassung für Neckarau
In Mannheim ist eine Überwärmung festzustellen, das betrifft auch den Ortskern von Neckarau bis zum GKM:
stabilisierend wirken Grünflächen und Parkanlagen als Kälteinseln;
die thermischen Umgebungsbedingungen haben sich von 1985 bis 2009 von 29,2% auf 35,6% Negativprozente verschlechtert;
Grund: Erschließung zahlreicher Neubaugebiete mit Verlust klimatologischer Ausgleichsräume (insbesondere auch im Baugebiet Niederfeld);
gerade Grünflächen mit geringem Gehölzbestand stellen hoch aktive Kaltluftentstehungsgebiete dar, deren Eignung als Kaltlufttransportbahn wegen ihrer geringen Oberflächenrauhigkeit als sehr gut zu bewerten ist.
Maßnahmen:
Freiraum und Kälteinseln erhalten, Grünflächen sichern;
keine bauliche Nachverdichtung.
Derzeitige thermische Auswirkungen:
bis 22:00 Uhr starke Überwärmung vom Ortskern Neckarau bis GKM;
dann in Neckarau um 05:00 Uhr Temperaturgefälle von etwa 4,5 Kelvin zwischen dem Ortszentrum an der Rheingoldstraße (20,2°C) und dem Freiraum westlich der Bebauung Niederfeld (15,7°C);
im Ortszentrum von Neckarau zeigen sich sehr ungünstige thermische Verhältnisse und starke bioklimatische Belastungen;
positiv wirken sich dagegen beispielsweise Grünflächen mit geringem Gehölzbestand aus; diese stellen hoch aktive Kaltluftentstehungsgebiete dar.
Vernachlässigte Auswirkungen:
bei der klimaökologischen Bewertung von rasenbedeckten Fußballplätzen ist zu beachten, dass eine zunehmende Tendenz besteht, den Rasen durch Kunstrasen zu ersetzen;
dieser Kunstrasen (unbeachtet der sonstigen chemischen Umweltbelastung) trägt nicht mehr zur lokalen Kaltluftproduktion bei.
Klimaökologische Ausgleichs- und Wirkungsräume / Planungsempfehlungen zur weiteren Stadtentwicklung:
ungenutzte Freiflächen innerhalb der Bebauung (Baulücken, Brachflächen) unbedingt erhalten;
dazu Erhöhung des ökologisch wirksamen Freiflächenanteils innerhalb eines Quartiers durch Optimierung der Grünausstattung; Sicherung der Freiflächen (vor Bebauung) zur Verbesserung der Besonnungs- und Belüftungsverhältnisse.
Zur Sicherung und funktionalen Optimierung der klimaökologischen Ausgleichsräume bieten sich folgende Maßnahmen an:
Vermeidung einer weiteren Kammerung großer Freiräume (also keine Neuausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten);
unbedingte Erhaltung der westlich von Neckarau, Niederfeld und Almenhof gelegenen Ausgleichsräume A22 (Rottfeld / Aufeld), A23 (Stollenwörthweiher / Große Platte / Dahllache) zur Erbringung klimatischer und lufthygienischer Positiveffekte in den stadtnahen Freiräumen.
Vor großer Bedeutung ist die Sicherung des Freiraumes Aufeld, der bei häufig vorherrschenden Winden aus südwestlichen Richtungen Kalt- / Frischluft in die Bebauung führt:
bauliche Ergänzungen im Bereich des Aufeldes müssen unterbleiben bzw. kritisch hinterfragt werden;
im Wirkungsraum W28 (Niederfeld / Aufeld) müssen durch langfristige Sicherung der lockeren Bebauungsstruktur am Übergang Freiland / Bebauung (z.B. entlang des Stollenwörthweihers) die recht günstigen klimatischen Verhältnisse erhalten werden.
Schlussbemerkung:
Siedlungsbereiche einerseits und Kaltluft produzierenden Freiflächen andererseits stehen in empfindlicher Wechselwirkung;
zum Erhalt dieser Wechselwirkung dürfen die Funktionen der klimaökologisch wichtigen Freiraumstrukturen nicht / möglichst wenig beeinträchtigt werden.